Im Österreich-Vergleich liegt Niederösterreich beim Preisniveau für Einfamilienhäuser laut der Immobilienstudie, die am Dienstag von Raiffeisen präsentiert wurde, auf Platz sechs. Der Preis pro Quadratmeter lag demnach im vierten Quartal 2024 bei rund 3.370 Euro. An der Spitze der Statistik finden sich Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Billiger als in Niederösterreich seien die Preise in der Steiermark, in Kärnten und im Burgenland.
„Gesunkene Zinsen und gestiegene Realeinkommen bei stabilen Immobilienpreisen führen zu einer leichten Entspannung bei der Leistbarkeit von Wohnraum“, sagt Martin Hauer, Vorstandsdirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Gerade niederösterreichische Haushalte hätten laut der Studie österreichweit die höchsten Einkommen.
Günstige Bezirken wurden teurer
Dabei ist das Preisgefälle im flächenmäßig größten Bundesland Österreichs besonders groß. Durch die Krise der Baubranche wurde dieser Unterschied zuletzt aber kleiner. Dieser Trend werde sich laut Matthias Reith, Ökonom für den heimischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research, „mittel- bis langfristig“ aber nicht fortsetzen: „Das preisliche Gefälle auf dem niederösterreichischen Immobilienmarkt wird wieder größer werden.“
Der Grund dafür sei die schrumpfende Einwohnerzahlen – wie es sie zum Beispiel in den Bezirken Gmünd, Waidhofen an der Thaya, Waidhofen an der Ybbs, Zwettl oder Lilienfeld gibt, die gegen dynamische Immobilienpreisanstiege sprechen würden. Konträr sei die Situation in den Bezirken des Wiener Umlandes, denen auch für die Zukunft ein starker Zuzug prognostiziert wird.
„Talsohle“ sei erreicht
Generell sei die Nachfrage am Immobilienmarkt auf dem Weg der Besserung, hieß es am Dienstag. Das Wohnbaukreditvolumen bei der Raiffeisen-Bankengruppe NÖ-Wien stieg zuletzt im Vergleich zum Dezember 2024 um ein Prozent auf 200 Millionen Euro an.
Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierung nimmt spürbar zu, meint Hauer: „Nach einer schwierigen Zeit sehen wir jetzt im ersten Jahr die Talsohle erreicht beziehungsweise durchschritten. Der Anstieg im Finanzierungsvolumen zeigt vor allem auch, dass das Interesse der Menschen an Wohnimmobilien wieder zurückkehrt.“
KIM-Verordnung läuft aus
Dieser Aufschwung erhält zudem Rückenwind: Einerseits läuft die sogenannte KIM-Verordnung mit Ende Juni aus. Diese schreibt Kreditnehmern einen gewissen Anteil an Eigenmitteln bzw. den Banken bei der Kreditvergabe strengere Regeln vor. Das Ende der Verordnung sei laut Hauer vor allem für Jungfamilien attraktiv: „Wir können dann in Einzelfällen wieder deutlich mehr Flexibilität bieten.“
Andererseits wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen weiter senkt. „Wir rechnen bis zum Herbst mit zwei weiteren kleinen Zinsschritten. Insbesondere variable Kredite dürften daher noch etwas billiger werden“, sagt Gunter Deuber, Chefanalyst von Raiffeisen Research.
„Trendwende“ sei in Sicht
Aufgrund der Zinssenkungen sei, nachdem sich der Preisrückgang am österreichischen Wohnimmobilienmarkt 2024 fortgesetzt habe, 2025 mit einer „Trendwende“ zu rechnen. Niedrigere Zinsen könnten, gemeinsam mit den gestiegenen Einkommen, die Preise wieder leicht anziehen lassen. Deuber sieht die Situation dennoch positiv: „Ein Krisenszenario ist am heimischen Immobilienmarkt ausgeblieben.“
Peter Weinberger, der Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland, zeigt sich deshalb vorsichtig optimistisch: „Bereits im Februar und März verzeichneten wir ein leichtes Plus. Besonders gefragt sind Einfamilienhäuser, vor allem im mittleren Preissegment von 300.000 bis 400.000 Euro.“ Auch die Nachfrage nach Grundstücken nehme wieder zu.
Trend geht zu Sanierung von Altbauten
Laut der Studie würden die Menschen sich insbesondere wieder mit kleineren Flächen zufriedengeben und seien auch verstärkter bereit, gebrauchte Objekte zu sanieren. Die Verkäuferinnen und Verkäufer solcher Immobilien hätten außerdem ihre Preisvorstellungen an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst.
Keine Entspannung sei dafür im Neubau-Segment in Sicht, die Preise würden aufgrund steigender Baukosten weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben. Stark zugelegt hat laut der Studie indessen die Nachfrage nach Mietwohnungen.
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