Nach mehreren Bombenanschlägen in der Steiermark steht ab Montag ein Tatverdächtiger in Graz vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm terroristische Straftaten vor, eine Einweisung wird beantragt.
STEIERMARK. Am Montag und Mittwoch muss sich jener mutmaßliche Täter vor dem Landesgericht für Strafsachen in Graz verantworten, der im Verdacht steht, zwischen August 2023 und Mai 2024 mehrere Sprengstoffanschläge geplant und verübt zu haben.
Die Staatsanwaltschaft Graz wirft dem Steirer terroristische Straftaten vor und beantragt die Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum. Laut Anklage liege eine psychische Störung vor, „unter deren Einfluss er in absehbarer Zukunft weitere Straftaten mit schweren Folgen begehen werde“, heißt es in einer Mitteilung des Landesgerichts. Der Tatverdächtige zeige sich „im Wesentlichen“ geständig.
Mittlerweile ist bekannt, dass der mutmaßliche Täter die Taten begangen haben soll, weil er seine Ex-Frau töten wollte, wie es vom Landesgericht heißt. „Er soll der Ansicht gewesen sein, dass sie die gemeinsamen Kinder von ihm fernhalte“. Die Anschläge auf Mitglieder der Zeugen Jehovas sollen dementsprechend ein Ablenkungsmanöver gewesen sein, „um den Verdacht von sich abzulenken“.
Anschläge in Graz, Kalsdorf und Leibnitz
Zur Erinnerung: Ab August 2023 sorgte in der Steiermark eine Bombenserie für Verunsicherung. Zunächst kam es am 18. August 2023 in Leibnitz zu zwei Detonationen von Sprengsätzen, die an Fahrzeugen angebracht wurden. Die Autos waren vor dem Königreichssaal der Zeugen Jehovas geparkt, wo zu dieser Zeit eine Gebetsstunde stattfand.
Einige Monate später, am 29. März 2024, wurde wieder Alarm geschlagen, dieses Mal in Kalsdorf im Bezirk Graz-Umgebung. Dort wurde ein „verdächtiges Paket“ im Eingangsbereich eines Hauses der Glaubensgemeinschaft „Zeugen Jehovas“ vorgefunden, wie damals berichtet wurde. Mittlerweile weiß man, dass der mutmaßliche Täter in einem Blumenbeet vor dem Zugangstor des Köngsreichssaals in Kalsdorf einen Sprengkörper versteckt haben soll.

Auch in der Grazer Elisabethstraße kam es kurz später zu einem Polizeieinsatz wegen einer möglichen Bombe. Am 3. Mai 2024 soll der Angeklagte einen Sprengsatz am Auto seiner Frau und einen Sprengsatz am Auto von Mitgliedern der Zeugen Jehovas angebracht und zumindest letzteren gezündet haben.
Das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) Steiermark ermittelte, ab April 2024 ging man von einem Zusammenhang der Vorfälle aus. Ende Mai wurde der damals 55-jährige mutmaßliche Täter gefasst und an seinem Arbeitsplatz verhaftet.
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