E-Control plant Anpassungen bei den Netztarifen. Ziel ist eine gerechtere und möglichst netzdienliche Nutzung der Leitungen, um das Stromsystem billiger zu machen
Hohe Stromrechnungen belasten Haushalte wie Industrie gleichermaßen. Nun liegt es häufig nicht am Preis der Energie, der den Strom teuer macht, sondern an Steuern und Abgaben, insbesondere aber auch an den Netztarifen. Bei Letzteren will nun die Regulierungsbehörde E-Control aktiv werden. Sie plant eine Neukonzeption.
Statt dass wie bisher für jede verbrauchte Kilowattstunde (kWh) gleich viel in Rechnung gestellt wird, soll künftig die abgerufene Leistung stärker gewichtet werden. Das heißt: Wer zu bestimmten Zeiten sehr viel Strom aus dem Netz zieht, weil er oder sie ein Elektroauto laden, eine Wärmepumpe betreiben oder eine Sauna aufheizen, soll stärker zur Kasse gebeten werden.
Zweite Neuerung, die angedacht wird: Haushalte beziehungsweise Unternehmen, die ihre exzessiveren Stromverbräuche in Zeiten verlegen können, in denen das Netz wenig beansprucht wird – also außerhalb der Morgen- und Abendspitzen – sollen ebenfalls in den Genuss eines ermäßigten Netztarifs kommen. Damit soll netzdienliches Verhalten belohnt werden, sagten E-Control-Vorstand Alfons Haber und der Chefökonom der Regulierungsbehörde, Johannes Mayer, bei der Vorstellung des Monitoring-Reports zur Versorgungssicherheit bei Strom.
Flexibilität lohnt
Haushalte könnten zusätzlich profitieren, indem sie flexible Stromtarife nutzen. „Das lohnt sich für Leute, die ihr Elektroauto dann laden lassen oder ihre Wärmepumpe dann aktivieren können, wenn der Strompreis niedrig ist“, sagte Mayer.
Um die Versorgungssicherheit bei Strom sei es gut bestellt. Davon zeugten die wenigen Ausfälle, die sich 2023 auf durchschnittlich 18 Minuten an geplanten und 32 Minuten an ungeplanten Versorgungsunterbrechungen pro Netzkunde und -kundin belaufen haben. Netzausfälle aufgrund von Überlastung habe es keine gegeben.
Auch eine Projektion von Angebot und Nachfrage bis 2030 lasse keine Probleme erwarten. Demzufolge sei ein bilanzielles Ergebnis der Stromaufbringung ähnlich wie heute erwartbar. „Die heimische Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wird 95 Prozent des Strombedarfs betragen“, sagte Haber. „Verhalten sich die einheimischen Erzeuger in den Märkten ähnlich wie heute, wird sich Österreich in der Jahresbetrachtung als Netto-Exporteur etablieren, in den Wintermonaten aber weiterhin importieren.“
Windkraft hinkt nach
Während Österreich beim Ausbau der Photovoltaik deutlich über den Planwerten liege und bei Biomasse auf Plan, hinke man beim Ausbau der Windkraft deutlich hinterher. Auch was die Ausbauziele bei Laufwasserkraft betrifft, liege Österreich unter Plan.
Sichergestellt sei auch die Deckung von Spitzenlasten, da genügend steuerbare Wärme- und Speicherkraftwerke zur Verfügung stünden. Diese müssen immer dann angeworfen werden, wenn es absehbar zu einem großen Bedarf an Strom kommt, der durch Eigenerzeugung oder Importe nicht zeitgleich gedeckt werden kann. Die Branche moniert, dass sich diese Kraftwerke immer weniger rechneten, weil sie nur vergleichsweise wenige Stunden ans Netz gehen, das ganze Jahr aber in Bereitschaft gehalten werden müssen. Deshalb wird unter anderem über eine Art Bereitstellungsprämie diskutiert, auch in anderen europäischen Ländern. Entschieden ist noch nichts.
Was die Strompreise im Großhandel betrifft, rechnet die E-Control mit 87 Euro je Megawattstunde (MWh) im Jahresschnitt 2026 und mit 74 Euro je MWh 2028. (Günther Strobl, 25.4.2025)
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