Veröffentlicht: 29. April 2025 12:05 Uhr
Nach dem massiven Stromausfall in Westeuropa stellt sich auch bei uns in Salzburg die Frage: Wie sind wir auf einen Blackout vorbereitet und was wären mögliche Folgen?
Ein massiver Stromausfall hat von Montagnachmittag bis Dienstagfrüh das öffentliche Leben in Spanien, Portugal und in Teilen Frankreichs komplett zum Erliegen gebracht. Ampeln sind ausgefallen, Züge stehengeblieben, Krankenhäuser und Kommunikationsdienste blieben außer Betrieb. Die Ursache für die folgenschwere Störung war bislang noch ungeklärt. Spekuliert wird von technischen Problemen über ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ bis zu einem Cyberangriff. Wie weitreichend die Folgen eines Blackouts sind, hängt davon ab, wie lange der Stromausfall dauert. Selbst wenn der Ausfall beendet ist, könne es laut Fachleuten noch länger dauern, bis alle Systeme wieder laufen.
Blackout-Vorsorge in Salzburg
Einige Zeit lang blieb es hierzulande ruhig ums Blackout-Thema – einem plötzlich auftretenden Stromausfall, gefolgt von Infrastruktur- und Versorgungsausfällen. Zuletzt war es wegen der angespannten Energiesituation in Europa im Winter 2022/23 in den Schlagzeilen. Der aktuelle Fall in Westeuropa zeigt jedoch, dass ein großflächiger Stromausfall auch in Österreich nicht undenkbar ist. Der Rechnungshof hat erst im Jänner kritisiert, dass es im Fall eines Blackouts keine gesamtstaatliche Vorgehensweise in Österreich gibt. Das liege allerdings an der föderalen Struktur.
Vorbereitungen auf einen Ernstfall werden daher im Land Salzburg getroffen. Es gebe laufend Vorträge in Gemeinden und bei Institutionen – nach dem Nationalfeiertag gibt es zudem die alljährliche Zivilschutzwoche in Salzburg. „Die letzte Großübung in Salzburg war im Herbst 2024“, schildert Landessprecher Franz Wieser am Dienstag gegenüber SALZBURG24. Abläufe bei einem großflächigen Stromausfall wurden genauso geübt wie die Zusammenarbeit mit anderen Einsatzorganisationen und Behörden. Vor zwei Jahren hat das Land Salzburg eine entsprechende Steuerungsgruppe eingerichtet, die regelmäßig einberufen werde. „Sowohl fachlich, wie juristisch und kommunikationstechnisch sind wir strategisch auf einen teilweisen oder gesamten Ausfall des Stroms vorbereitet“, betont Wieser.
So besteht etwa eine vom Stromnetz unabhängige Verbindung zum Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk und zur Austria Presse Agentur. Die Behörden würden bestehende Notfallpläne und Vorsorgemaßnahmen stets überprüfen und stünden in Austausch mit sämtlichen kritischen Infrastrukturen. Dazu zählen Organisationen und Einrichtungen aus den Bereichen Energie, Transport und Verkehr, Wasser, Finanz- und Versicherungswesen, Ernährung, Medien und Kultur, Staat und Verwaltung, Gesundheit sowie Informationstechnik und Telekommunikation.
APG: Geringe Blackout-Gefahr in Österreich
Österreichs Netzbetreiber versuchten bereits zu beruhigen und stellten ihre Anlagen als bestens geschützt dar. Auch wenn ein Blackout in Österreich nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann, ist die Gefahr laut Christoph Schuh, Sprecher der Austrian Power Grid, nur sehr gering. „Es müssten mehrere unvorhergesehene Ereignisse aufeinandertreffen.“ Ein Ausfall eines Kraftwerks wäre jedenfalls kein Problem bei der Versorgung.
Österreich sei für den großräumigen Störungsfall vorbereitet und könne auch im entkoppelten Zustand die Stromversorgung selbstständig wieder aufnehmen. Im Falle eines großflächigen Stromausfalls sind sogenannte schwarzstartfähige Kraftwerke entscheidend, die ohne externe Stromzufuhr selbstständig hochfahren können. Schrittweise werden dann weitere Anlagen zugeschaltet, bis das gesamte Stromnetz stabil wiederhergestellt ist. Österreich verfügt über mehrere schwarzstartfähige Kraftwerke wie etwa das Pumpspeicherkraftwerk Kaprun im Pinzgau.
Eigene Vorbereitungen auf Blackout
Der bedeutendste Punkt sei jedoch, dass sich die Bevölkerung auf einen solchen Moment vorbereitet. Bei einem Blackout bricht das Mobiltelefonnetz Fachleuten zufolge nach weniger als 30 Minuten zusammen. „Es ist wichtig, dass man sich etwa mit Kindern genau vereinbart, wo man sich in einem Blackout-Fall trifft und auch den exakten Heimweg ausmacht“, sagt Salzburgs Landessprecher Wieser. Zur besseren Vorbereitung mahnt auch Krisenvorsorgeexperte Herbert Saurugg: „Man muss das Thema endlich ernst nehmen.“ Die Bevölkerung und Organisationen müssten wissen, wie sie im Ernstfall handeln. „Die Bevölkerung muss in der Lage sein, sich selbst zu helfen.“ Jede und jeder Einzelne sollte sich demnach etwa zwei Wochen selbst versorgen können. Aber auch Unternehmen müssten sich besser vorbereiten, beispielsweise mit Leitfäden, die der Zivilschutzverband und die Sozialpartner zum Thema herausgegeben haben.
Laut dem Blackout Readiness Check ist die Mehrheit der Menschen in Österreich für einen längerfristigen Stromausfall gerüstet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blackout eintrifft, schätzten die interviewten Österreicherinnen und Österreicher zu Jahresbeginn auf 33 Prozent. Das Land Salzburg hat bereits vor zweieinhalb Jahren eine Infobroschüre zur Blackout-Vorsorge vom Zivilschutzverband an alle Haushalte ausgeschickt.
- Absprachen in der Familie/Nachbarschaft: Klärt ab, welche Personen im Ernstfall einander helfen können und wer Hilfe braucht. Treffpunkte und genaue Zuständigkeiten sollten schon im Vorhinein festgelegt werden.
- Vorrat an Lebensmitteln und Getränken: Der Vorrat an Getränken wie Mineralwasser und Fruchtsäften sowie Lebensmitteln sollte für alle Familienmitglieder bzw. Personen, die im selben Haushalt leben, mindestens 14 Tage ausreichen. Fachleute raten zu 35 Liter pro Person. Eingelagerte Lebensmittel könnt ihr regelmäßig nachkaufen, wenn ihr sie aufgebraucht habt oder ihr legt euch einen eigenen Vorrat für Notfälle an. Neben der richtigen Lagerung (kühl, trocken, vor Ungeziefer geschützt) sollte auch das Ablaufdatum immer wieder überprüft werden.
- Kochen: Mit Gaskochplatten oder einer Notkochstelle mit Brennpaste könnt ihr auch ohne Strom kochen.
- Information: Holt euch bei eurer Gemeinde Infos ein, welche Vorkehrungen getroffen wurden. Das betrifft etwa die Wasserversorgung oder Ansprechpartner:innen für Krisenfälle.
- Beleuchtung: Kerzen, Zünder, Feuerzeug, Taschenlampe mit Batterien und Co solltet ihr daheim haben. Es ist allerdings Vorsicht geboten, weil der Umgang mit offenem Feuer für viele Menschen ungewohnt ist.
- Nachrichtenempfang: Bei einem längerfristigen Stromausfall könnt ihr auf ein Kurbelradio oder ein Batterieradio zurückgreifen, um über die aktuellen Ereignisse informiert zu bleiben. Denkt auch hier aber an genug Batterie-Nachschub. Auch das Autoradio kann genutzt werden.
- Erste Hilfe: Verbandsmaterial und verschriebene Medikamente solltet ihr ebenfalls daheim haben. Achtet auch bei Arzneimitteln und Verbandszeug auf das Ablaufdatum.
- Geld: Die Österreichische Nationalbank rät dazu, Bargeld in der Höhe eines doppelten Wocheneinkaufs zu Hause zu haben. Bewahrt das Geld gestückelt und gut gesichert auf.
- Hygieneprodukte: Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Shampoo, Toilettenpapier, Binden oder Tampons, Vollwaschmittel, Müllbeutel, Putzmittel, evtl. Windeln und Co sind Artikel, die die meisten von uns täglich nutzen.
- Notstromaggregat
- Alternative Heizmöglichkeiten: Es eignen sich Heizgeräte, die mit Petroleum oder Flaschengas betrieben werden. Falls ihr Kachelöfen oder Kaminöfen nutzt, solltet ihr wie bei Kerzen auch aufpassen, um Brände zu vermeiden.
Wie seid ihr auf einen möglichen Blackout vorbereitet? Tauscht euch in den Kommentaren aus!

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