Damit auch Schnitzel weiterhin bei Touristen auf den Tellern landen, will die Regierung mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben.
Getty Images/iStockphoto

Wien – Um dem Personalmangel im Tourismus entgegenzuwirken, erhöht die Regierung die Kontingente für Saisonarbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern deutlich – von bisher rund 5000 auf 8000. Das hat die Regierung am Mittwoch im Ministerrat beschlossen. Der überwiegende Teil der zusätzlichen Plätze – nämlich 2500 – ist für Arbeitskräfte vom Westbalkan reserviert. Zugleich soll mit einem Fonds die Anwerbung und Bindung von heimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefördert werden.



Konkret werden die bisherigen Kontingente für Saisonarbeitskräfte aus Drittstaaten von rund 5000 auf 5500 pro Jahr erhöht. Weiterhin können diese Kontingente in Spitzenzeiten temporär um bis zu 50 Prozent überzogen werden, im Jahresdurchschnitt müssen die Höchstgrenzen aber eingehalten werden. Zusätzlich wird ein eigenes zusätzliches Kontingent von 2500 Arbeitskräften der fünf Westbalkan-Länder Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien geschaffen. Das EU-Beitrittskandidatenland Albanien ist nicht darunter.



Staatsekretärin Zehetner: Tourismus ist „Konjunkturlokomotive“

Der Tourismus sei „gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten eine Konjunkturlokomotive“, sagte Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) nach dem Ministerrat. Damit Tourismusbetriebe ihr Potenzial entfalten können, bräuchten sie aber ausreichend Fachkräfte. Neos-Staatssekretär Josef Schellhorn sprach von einem „enormen Schritt“ auch in Anbetracht der aktuellen Arbeitslosenzahlen. Die entsprechende Verordnung soll im September erlassen werden. Durch die frühzeitige Ankündigung werde eine bessere Planbarkeit für die Tourismusbetriebe für die Wintersaison geschaffen, so Schellhorn.

Regierung erhöht Saisonkontingente im Tourismus deutlich
Um dem Personalmangel im Tourismus entgegenzuwirken, erhöht die Regierung die Kontingente für Saisonarbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern deutlich – von bisher rund 5.000 auf 8.000. Das hat die Regierung am Mittwoch im Ministerrat beschlossen. Der überwiegende Teil der zusätzlichen Plätze – nämlich 2.500 – ist für Arbeitskräfte vom Westbalkan reserviert. Zugleich soll mit einem Fonds die Anwerbung und Bindung von heimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefördert werden.

Thumbnail: APA/Florian Schrötter

Mehr zum Thema und die neuesten Updates auf https://www.derstandard.at.

APA/bes; Thumbnail: APA/Florian Schrötter

Staatssekretärin Michaela Schmidt (SPÖ) betonte, dass es sich bei der Ausweitung der Saisonkontingente um eine kurzfristige und befristete Lösung handle, die Anfang 2027 evaluiert werden soll. Mittel- und langfristig gehe es darum, einheimische Arbeitskräfte vermehrt in den Tourismus zu bringen. Gelingen soll dies mit einem Tourismus-Beschäftigungs-Fonds zur Unterstützung von Maßnahmen zur Anwerbung und Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Österreich und EU-/EWR-Staaten.



6,5 Millionen Euro für Tourismus-Beschäftigungs-Fonds

Jährlich werden ab 2025 6,5 Mio. Euro an Budgetmitteln bereitgestellt, etwa für Qualifizierungsmaßnahmen und Sonderunterstützungen bei Arbeitsunfällen oder Arbeitslosigkeit. Angesiedelt ist der Fonds beim Arbeitsministerium, das auch die Fördervoraussetzungen in einer Förderrichtlinie festlegen soll. Nach drei Jahren soll evaluiert werden. Ziel sei die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, so Schmidt: „Damit es dem Tourismus gutgeht, muss es auch den Beschäftigten im Tourismus gutgehen.“



Während die Wirtschaftskammer die Erhöhung der Saisonierkontingente mit Verweis auf 12.500 unbesetzte Stellen im heimischen Tourismus begrüßte, kam von der Gewerkschaft Kritik. „Ohne deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen bleibt der Arbeitsmarkt im Tourismus ein Fass ohne Boden, das man versucht, mit ständigem Nachschub an billigen, leicht erpressbaren Arbeitskräften zu füllen. Nachhaltige Maßnahmen sehen anders aus“, urteilte Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. Als „Teilerfolg“ wertete er dagegen den Tourismus-Beschäftigungs-Fonds.



Die FPÖ kritisierte auch diesen als „Alibimaßnahme“. Durch die Erhöhung der Saisonkontingente werde der Fachkräftemangel nicht nachhaltig bekämpft, „sondern Lohndumping nur noch weiter Tür und Tor geöffnet“, so Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch.



Grüne: „Tourismus braucht mehr als nur PR und Placebos“

Kritik kam auch von den Grünen: Tourismussprecherin Barbara Neßler warf der Regierung via Aussendung vor, lediglich symbolische Maßnahmen zu setzen und attestierte, „Österreichs Tourismus braucht mehr als nur PR und Placebos“. Laut Neßler würde die Maßnahme die eigentlichen Herausforderungen – etwa sinkende Erträge und strukturelle Arbeitsmarktprobleme – ignorieren. Eine ernsthafte Lösung müsse bei fairen Löhnen, familienfreundlichen Arbeitszeiten und besserer sozialer Absicherung ansetzen. Stattdessen werde weiter auf kurzfristige Zuwanderung gesetzt, ohne die strukturellen Schwächen der Branche zu beseitigen, so Neßler.



ÖVP-Tourismussprecher Gabriel Obernosterer sprach in einer Aussendung von einem „wichtigen Schritt für den heimischen Tourismus“, der insbesondere kleinen Familienbetrieben helfe. Gerade in der anstehenden Wintersaison sei eine verlässliche Personalplanung entscheidend für viele Tourismusbetriebe, besonders in ländlichen Regionen. Mit dem Fonds werde zudem ein wichtiges Signal gesetzt, dass heimische Arbeitskräfte stärker in den Mittelpunkt rücken sollen.



Ähnlich sieht das auch die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV): Präsident Walter Veit bezeichnete die Maßnahme in einer Aussendung als „unverzichtbar und richtig“, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern. Entscheidend sei nun, dass die Umsetzung unbürokratisch und schnell erfolge, damit Betriebe rechtzeitig planen könnten. Die Maßnahme sei kein Allheilmittel, aber ein notwendiger Schritt in einem Maßnahmenpaket zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandorts Österreich. (APA, red, 30.4.2025)