ÖGK unter Druck: Sparmaßnahmen im Fokus

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Gesundheit


So war das mit der Patientenmilliarde wohl eher nicht gemeint. Eigentlich sollten durch das Zusammenlegen der Krankenkassen Leistungen verbessert werden. Am Mittwoch muss die Österreichische Gesundheitskasse ÖGK viel Kritik einstecken, weil sie stattdessen fast eine Milliarde Euro einsparen will.

Konkret geht es um die Summe von 900 Millionen Euro, die eingespart werden sollen. Für Patientinnen und Patienten könnte das teuer werden. Die Fahrt ins Krankenhaus. Nur ein Punkt, bei dem Versicherte bis auf wenige Ausnahmen bald auch selber die Geldtasche greifen müssen. Je nach Transportmittel mit bis zu 15 Euro – dem Doppelten der Rezeptgebühr.

Demographischer Wandel

Das sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn laut dem ÖGK-Obmann Peter McDonald dürfte fast eine Milliarde Euro in den Kassen fehlen. Gemacht durch unterschiedliche Entwicklungen: „Wir haben über 50 Prozent mehr an Personen über 65 Jahren als noch vor ein paar Jahren, die doppelt so viel an medizinischer Leistung brauchen. Wir haben einen tollen medizinischen Fortschritt und wir haben eine Ambulantisierung der Medizin. Das alles verursacht natürlich zusätzliche Ausgaben.“

Ausgaben – die die Einnahmen bei weitem überspringen. Darum soll es bald auch strengere Regeln für Überweisungen zu teuren Untersuchungen geben, sagt McDonald: „Wir haben noch zusätzliche Maßnahmen, wo wir die Überversorgung reduzieren wollen – gerade was MRT- und CT-Untersuchungen, aber auch den Physiotherapiebereich betrifft.“

Pichlbauer: „Es braucht verbesserte Patientensteuerung“

Für den Gesundheitsökonomen Ernest Pichlbauer haben die genannten Maßnahmen eher symbolhaften Charakter. Viel mehr Sparpotential sieht er beim Thema Patientensteuerung: „Diese wird notwendig sein denn wir müssen schauen, das der Patient zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist. Der wandernde Patient ist der teuerste Patient. All diese Dinge würden tatsächlich die Fallkosten für den einzelnen Patienten reduzieren und so die Steigerung, die durch die Demografie fast unvermeidbar ist, erträglich gestalten.“

Beitragserhöhungen

Weitaus mehr Geld – rund ein Drittel – sollen weitere einnahmenseitige Maßnahmen bringen. Konkret durch die Erhöhung von Beiträgen einzelner Personengruppen. Peter McDonald dazu: „Das ist zum Beispiel der erhöhte Beitrag der Pensionisten. Dieser bringt einmal in den kommenden Jahren nur die Hälfte, weil er erst ab Juni Gültigkeit hat. Das wird uns einmal Richtung 300 Millionen Euro unterstützen.“

Wall für Sturkturveränderung in ÖGK

Für Patientenanwalt Michael Wall sind diese Eingriffe zwar teilweise nachvollziehbar. Veränderungen in den Strukturen der Kasse würden laut ihm aber mehr bringen: „Die derzeitige Leistungserbringung und Finanzierung im Gesundheitsbereich ist sehr komplex. Ich denke, wenn man hier vereinfacht und die Strukturen etwas konzentriert, dann ist ein deutliches Mehr an Einsparungen möglich.“

Um das Millionenloch zu stopfen wird deswegen auch intern bei der ÖGK gespart. Nur die Hälfte der durch Pensionierungen freiwerdenden Posten sollen in der Kasse nachbesetzt werden.

Original Quelle:

orf.at

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