
77 Spiele, 19 Tore, 18 Assists – Marco Kasper kann zufrieden auf seine Rookie-Saison in der NHL zurückblicken.
Der 21-jährige Kärntner hat sich im Lineup der Detroit Red Wings festgesetzt und durfte die zweite Saisonhälfte sogar in den beiden Top-Reihen bestreiten.
„Sie sind stolz auf mich, dass ich eine gute Saison gespielt habe“, berichtet der Sohn von Peter Kasper im Gespräch mit LAOLA1 von den traditionellen Exit-Meetings. „Aber in Zukunft wird natürlich noch mehr von mir erwartet.“
Dessen ist sich der NHL-Stürmer selbst bewusst, ihn treibt ein unbändiger Ehrgeiz und Wille an, konsequent an sich selbst zu arbeiten. „Ich gehe in jedes Training mit der Mentalität rein, der beste Spieler am Eis sein zu wollen“, erzählt Kasper, der seit Mittwoch beim Eishockey-Nationalteam weilt.
Im LAOLA1-Interview spricht der Klagenfurter außerdem über die anstehende Weltmeisterschaft, NHL-Superstars wie Alexander Ovechkin und die erhöhte Erwartungshaltung.
LAOLA1: Du hast deine erste NHL-Saison hinter dir. Wie lautet dein Fazit?
Kasper: Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen – sowohl für das Team, als auch für mich. Unsere Leistungen zu Saisonbeginn waren in Ordnung, aber danach war es schwierig. Ich habe trotzdem mein Bestes gegeben, vielleicht hätten in dieser Phase mehr Punkte rausgeschaut, aber wir haben auch als Team nicht gepunktet und recht viele Spiele verloren. Doch wir haben uns im Jänner zum Glück etwas verbessert, haben im Februar echt gut gespielt, aber im März leider wieder mehr Spiele verloren. Im Großen und Ganzen habe ich eine gute Saison gespielt, aber natürlich will man immer mehr. Ich will nächstes Jahr noch höher in der Tabelle stehen und in die Playoffs kommen.
LAOLA1: Ich hatte das Gefühl, je länger die Saison gedauert hat, desto besser und stärker wurdest du. Ein Gefühl, das täuscht?
Kasper: Selbstvertrauen spielt in dieser Hinsicht eine große Rolle. Ich habe im Laufe der Saison immer mehr Selbstvertrauen getankt. Ich durfte in jeder Linie spielen, habe immer versucht, an mir zu arbeiten und in jedem Training mein Bestes zu geben. Natürlich hilft es auch, wenn die Pucks reingehen.
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LAOLA1: Bei unserem letzten Gespräch im Jänner hast du in der ersten Linie mit Dylan Larkin und Lucas Raymond gespielt. Die Saison hast du mit Patrick Kane und Alex DeBrincat an deiner Seite beendet. Was kannst du von diesen Spielern lernen?
Kasper: Sehr viel! Und von allen etwas anderes. Patrick Kane – dem ich schon als kleines Kind zugesehen habe, wie er mit Chicago den Stanley Cup gewonnen hat – spielt mit so viel Ruhe und Selbstvertrauen. Oder von Dylan Larkin, wie stark er eisläuft und wie viele Zweikämpfe er gewinnt. Mit ihnen zusammenzuspielen, ist natürlich richtig cool. Als ich am Flügel gespielt habe, wollte ich Larkin und Raymond gut ergänzen, in dem ich hart forechecke, Pucks erobere – das habe ich auch mit Kane und DeBrincat gemacht. Der Speed durch die Mitte tut den beiden gut. Ich glaube, wir haben das ganz gut gemacht.
LAOLA1: Schaust du auf Statistiken oder ist das für dich zweitrangig?
Kasper: Natürlich schaut man auf Tore, Assists, Punkte. Aber für mich zählt, dass ich in jedem Spiel gut spiele und mein Bestes gebe – offensiv wie defensiv. Das ist als Rookie wichtig, um sich in der NHL zu etablieren.
LAOLA1: Du warst in vielen Advanced Stats vorne dabei, vor allem bei Hits warst du einsame Spitze. Das charakterisiert deinen Spielstil sehr gut.
Kasper: Ich versuche in jeder Situation das Beste für das Team zu machen. Checks zu Ende fahren, Scheiben gewinnen – manchmal ergeben sich daraus Torchancen. Klar, wir haben auch Analysten, die sich diese Advanced Stats anschauen, aber ich selbst verlasse mich eher auf mein Gefühl.
„Wir jungen Spieler haben diesen Superstars früher zugeschaut. Natürlich will man verhindern, dass sie gegen einen treffen. Ovechkin hat’s trotzdem geschafft.“
Marco Kasper
LAOLA1: Es wurden 156 Checks von dir registriert – hat man da nicht manchmal Angst, wenn man es mit Spielern wie Radko Gudas zu tun bekommt?
Kasper: Nein, Angst habe ich keine. Du musst gegenüber allen Spielern Respekt haben, da sind viele große und starke Verteidiger dabei. Man muss wissen, wer kommt und den Kopf immer oben haben. Dann ist das alles machbar.
LAOLA1: Was geht dir durch den Kopf, wenn du gegen Superstars wie Connor McDavid, Sidney Crosby oder Alexander Ovechkin spielst?
Kasper: Das erste Bully gegen Crosby war schon ein cooler Moment. Auch mit Patrick Kane im Training – wir jungen Spieler haben diesen Superstars früher zugeschaut. Natürlich will man verhindern, dass sie gegen einen treffen. Ovechkin hat’s trotzdem geschafft. (lacht)
LAOLA1: Freut man sich für ihn in diesem Moment etwas mit, dass er seinem Rekord dadurch wieder näher gekommen ist – oder hat der Ärger überwogen?
Kasper: In dem Moment hat es mich natürlich nicht gefreut, dass er gegen uns ein Tor geschossen hat – noch dazu war ich am Eis. Aber ihm zuzusehen, wie er dem Torrekord immer näher kommt, war schon extrem cool. Er schießt alles rein. Das ist beeindruckend.
LAOLA1: Du hast zu Beginn unseres Gesprächs bereits die Exit-Meetings erwähnt. Was wurde dir auf den Weg gegeben?
Kasper: Dass sie stolz auf mich sind, dass ich eine gute Saison gespielt habe, aber in Zukunft natürlich noch mehr von mir erwartet wird. Deshalb soll ich versuchen, einen guten Sommer zu haben, mich top vorzubereiten und mit viel Biss zurückzukommen.
LAOLA1: Wie gehst du mit dieser erhöhten Erwartungshaltung um?
Kasper: Ich versuche, mich davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Wenn ich Druck spüre, kommt der eher von mir selbst. Ich gehe in jedes Training mit der Mentalität rein, der beste Spieler am Eis sein zu wollen. Das versucht jeder, dadurch kann man sich im Team auch gegenseitig pushen und das macht uns besser.
LAOLA1: Nächste Woche startet die Weltmeisterschaft, es wird deine zweite nach 2022 in Tampere sein. Worauf bist du in deiner Entwicklung seitdem besonders stolz?
Kasper: Die Zeit ist schnell vergangen, muss ich sagen. Es kommt mir vor, als wäre die WM erst gestern gewesen. Ich habe seitdem echt viel erlebt, habe ein Jahr in Schweden, der AHL und der NHL gespielt. Es ist extrem cool, wie viel man als Eishockey-Spieler erleben kann.
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LAOLA1: Du hast als damals 18-Jähriger extrem furchtlos agiert, hast dir – auf gut Deutsch – nichts geschissen. Nun bist du als NHL-Spieler hier. Ändert sich dadurch deine Herangehensweise?
Kasper: Ich versuche trotzdem, mein Spiel durchzuziehen, will weiterhin jeden Check fertigmachen, Schüsse blocken und für das Team spielen. In den nächsten Tagen geht es darum, die richtigen Linien im Team zu finden. Die Chemie ist da, wir haben einen tollen Teamspirit und spielen schon lange zusammen. Wenn wir alles geben, sind wir ein gutes Team und schwer zu schlagen.
LAOLA1: Österreich spielt in Gruppe A in Stockholm, du hast drei Jahre deiner Eishockey-Ausbildung in Schweden genießen dürfen und sprichst zudem fließend Schwedisch. Ist es für dich eine Art Heim-WM?
Kasper: Nicht ganz, aber ich freue mich wirklich, dass die WM in Schweden ist. Meine Freundin, die aus Schweden kommt, und die Familie werden einige Spiele zuschauen kommen, das ist etwas Besonderes. Es wird sicher auch extrem cool sein, gegen Schweden zu spielen. Die Leute zelebrieren Eishockey dort oben wirklich und die Arena ist richtig cool.
LAOLA1: Deine Teamkollegen Lucas Raymond und Simon Edvinsson sollen Medienberichten zufolge das schwedische Team verstärken. Hast du dich mit ihnen bereits ausgetauscht?
Kasper: Noch nicht, weil noch nicht klar war, ob sie zur WM fahren oder nicht. Doch es wäre sehr interessant, auf Spieler, mit denen man normalerweise in einem Team spielt, zu treffen. Wenn es zum Duell kommt, wird natürlich voll reingefahren und das Beste versucht.
LAOLA1: Also keine Rücksicht auf Verluste.
Kasper: Natürlich wird man keine dumme Strafe nehmen, aber die Zweikämpfe werden hart sein und es wird alles gegeben.
LAOLA1: Zum Abschluss: Was nehmt ihr euch als Team bei der WM vor?
Kasper: Der Klassenerhalt ist natürlich das große Ziel. Aber wir gehen in jedes Spiel und werden versuchen, zu gewinnen – auch gleich im Test gegen Kanada. Wir spielen nicht vorsichtig, wollen ein harter Gegner sein und versuchen, die großen Teams zu ärgern – und die kleineren Nationen zu schlagen. Wir werden in den meisten Spielen der Underdog sein, das liegt uns auch ganz gut.
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