Kaum ein US-Präsident hat ein Land so stark umgekrempelt. Von den Bürgern bekommt Trump aber keine guten Noten.
Als Franklin D. Roosevelt 1933 sein Amt als 32. US-Präsident antrat, hatte er sich von Medien und politischen Gegnern eine 100-tägige Schonfrist erbeten. Das Ende der ersten 100 Tage im Amt ist seither in der US-Politik die erste entscheidende Wegmarke bei der Beurteilung des neuen Präsidenten, an der Popularitätswerte verglichen und die Umsetzung der Regierungsvorhaben analysiert wird.
Für Donald Trump enden die ersten 100 Tage am heutigen Dienstag und wohl kein anderer Präsident hat die USA innerhalb so kurzer Zeit so massiv umgekrempelt wie er. Trump erließ im Eiltempo mehr als hundert Dekrete und legte die Axt an staatliche Institutionen und den Verwaltungsapparat. Zehntausende Beamte wurden entlassen, Programme gestrichen und Universitäten gegängelt. Illegale Einwanderer wurden im großen Stil – und oft am Rechtsstaat vorbei – abgeschoben, dem linken Amerika der Kampf angesagt. Trump verprellte internationale Verbündete und umschmeichelte ehemalige Erzfeinde, seine Zölle für fast alle Staaten der Welt haben in den Aktienkursen tiefe und noch immer sichtbare Einschlagkrater hinterlassen.
Seit Trump am 20. Jänner den Amtseid geschworen hat, ist sein Rückhalt bei den US-Bürgern allerdings konstant gesunken. Waren zu Beginn noch mehr als 50 Prozent mit seiner Amtsführung zufrieden, sind es laut einer neuen Umfrage des Instituts YouGov jetzt nur noch 41 Prozent. Andere Umfragen kommen nur auf geringfügig höhere Werte. Laut Gallup ist der 78-Jährige damit der unbeliebteste US-Präsident seit dem Zweiten Weltkrieg nach drei Monaten im Amt.
Besonders kritisch sehen viele US-Bürger die Wirtschaftspolitik des Immobilienunternehmers Trump, der nicht zuletzt mit diesem Thema bei seiner Wiederwahl im November gepunktet hat. Viele Amerikaner waren besorgt wegen der hohen Inflation, kaum eine republikanische Wahlkampfveranstaltung kam ohne die hohen – und unter Trump jetzt nochmals deutlich gestiegenen – Eierpreise aus. Laut YouGov meinen 54 Prozent der Befragten nun aber, der Wirtschaft gehe es schlechter, nach 37 Prozent im Jänner. Beim Thema Lebenshaltungskosten geben überhaupt nur 31 Prozent der US-Bürger Trump gute Noten, wie aus einer Reuters/Ipsos-Umfrage hervorgeht.
Ronald Schönhuber
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