Nach dem Blitzstart mit der Reform der ORF-Gremien samt Einfrieren des ORF-Beitrags bis 2029 ist es wieder ruhiger um die heimische Medienpolitik geworden. Die verantwortet, als Teil der neuen Dreier-Koalition, seit kurzem Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ).
Für den Öffentlich-Rechtlichen ist der Spardruck nun noch etwas größer, damit ist aus Sicht der Privatsender aber nichts gewonnen. „Ein massives Problem“ ist laut Mario Frühauf, Geschäftsführer von kronehit und Vorstandsvorsitzender des Privatsender-Verbands (VÖP), dass etwa 60 Prozent aller in Österreich getätigten Werbeausgaben zu internationalen Plattformen abfließen.“ Das sind etwa 2,6 Milliarden Euro jährlich, die in die USA und China gehen, ohne dass es nennenswerte Wertschöpfung hierzulande gibt.
Positiv bewertet Frühauf hingegen die Situation bei Österreichs größtem Privatradio kronehit, wo er Geschäftsführer ist. Auf einem guten Weg sieht er auch die neu gestarteten DAB+-Sender. Die Mediengattung Radio müsse sich aber immer weiterentwickeln.
KURIER: Die neue Dreier-Koalition ist gestartet. In der Medienpolitik galten erste Beschlüsse dem ORF, dessen Auftrag zum Sparkurs erneut verschärft wurde. Stimmt das die Privatsender zufrieden?
Mario Frühauf: Ich habe da einen anderen Zugang. Wir leben in einer Zeit, wo rund 60% aller in Österreich getätigten Werbeausgaben zu internationalen Plattformen abfließen. Das ist ein massives Problem für uns alle. Die Auswirkungen dieser Entwicklung werden, sofern wir dem nichts Wirksames entgegensetzen, den heimischen Medienmarkt schon sehr kurzfristig tiefgreifend verändern und sehr negative Auswirkungen auf Vielfalt, Qualität und das gesellschaftliche Miteinander haben. Daher heißt das Match nicht mehr ,Privat gegen ORF‘, sondern wir müssen versuchen, gemeinsam Wege und Möglichkeiten zu finden, um eine Trendwende einzuleiten. Eine Herkulesaufgabe, die gelingen muss! Ich habe in den letzten Wochen viele Gespräche mit großen Auftraggebern (Mediaagenturen und Kunden) geführt und ein klares Bild vor Augen, was zu tun ist. In diesen Überlegungen spielt auch der ORF eine wichtige Rolle, nämlich die des aktiven Marktunterstützers für den heimischen Medienmarkt.
Können Sie die Idee konkretisieren?
Dafür ist es etwas zu früh. Zuerst werde ich die Idee im VÖP-Vorstand (Verband Österreichischer Privatsender) diskutieren und anschließend – sofern der Vorstand zustimmt – den ORF-Generaldirektor um einen Termin bitten.
Was brennt den Privatsendern unter den Nägeln, wo die Politik sehr schnell regieren müsste?
Wir Privatsender finanzieren unseren Betrieb fast ausschließlich durch Werbeerlöse. Es wäre enorm wichtig, dass die Bundesregierung umgehend ihre Kommunikationsbudgets aktiviert und ein sicheres Werbeumfeld künftig als Grundvoraussetzung für die Beauftragung festgelegt wird. Also ein klarer Fokus auf österreichische Medien! Jeder in heimische Medien investierte Euro zählt doppelt. Er generiert hohe Reichweite und Wirkung und sichert Meinungsvielfalt und Qualität. Die Absicherung einer unabhängigen und vielfältigen Medienlandschaft ist eine der Kernaufgaben der Regierung. Hier genügen keine schönen Worte, hier müssen Taten folgen und auch die Fördermaßnahmen für qualitätsgesicherte Medien umgehend ausgebaut werden. Es gibt viel zu tun, ich bin hoch motiviert aktiv mitzugestalten.
Die Geschichte
kronehit startete 2001 in Wien und Niederösterreich und war 2004 das erste österreichweit empfangbare Privatradio. Beteiligt ist auch der KURIER
Die Sender
kronehit ist mehr als das UKW-Programm. Über Smart Speaker, Radioplayer und im Web sind zahlreiche Musik-Kanäle abrufbar. Via DAB+ gibt’s österreichweit die Radios Rot-Weiss-Rot und Super 80s, in Ostösterreich auch Eurodance X-Press und Pirate Radio.
Der Chef
Mario Frühauf ist seit 2000 im Mediengeschäft. Seit August 2021 fungiert er als Geschäftsführer von kronehit, seit Ende 2023 ist er auch Vorsitzender des Privatsender-Verbands VÖP
Die Hörer
Die Tagesreichweite des Hauptsenders kronehit legte zuletzt bei den Jungen und der Gesamtzielgruppe zu. Sie lag werktags bei 940.000,
Zahlt sich das aus? Georg Spatt, Ex-Ö3-Chef und Kurzeit-Programmdirektor bei kronehit, meinte jüngst im KURIER: Die große Ära des Radios geht zu Ende. Was meinen Sie?
In der kurzen Zeit, die er bei uns war, habe ich ihn als glühenden Verfechter des Radios erlebt und seine Zugänge und Ideen als Bereicherung empfunden. Insofern haben mich die Aussagen von Herrn Spatt schon etwas verwundert. Eines ist klar, die Anforderungen und das Marktumfeld haben sich verändert und unsere Mediengattung muss sich weiterentwickeln. Radio ist sehr anpassungsfähig und wurde durch die technologischen Entwicklungen der letzten 20 Jahre immer besser, ist immer und überall in optimaler Qualität empfangbar und wird immer und überall von sehr vielen Menschen genutzt. Rund 75 Prozent aller Österreicherinnen und Österreich über 10 Jahre hören täglich Radio und das im Durchschnitt etwas mehr als 3 Stunden (199 Minuten, Anm.). Diese Werte sind eine Auszeichnung für alle Radiomacher in unserem Land und ein sehr solides Fundament, um weiter an der Zukunft der Radios zu arbeiten. Der erste Videoclip auf MTV war „Video killed the Radiostar“ – die Realität schaut anders aus.
Spatt erklärte, für junge Hörergruppen sind die einst glänzenden Radiomarken zunehmend Nostalgie ohne persönliche Bindung. Was ist zu tun?
Radio ist mehr als eine Playlist. Radio ist ein Begleiter, ein Freund, informiert, unterhält und verbreitet positive Vibes – das wird noch lange so bleiben. Auch hier möchte ich, auf die Reichweitenstudie Radiotest verweisen. Im Jahr 2010 hörten von den 10- bis 25-Jährigen täglich 74 Prozent Radio und heute – 15 Jahre später, in einer Medienwelt, die mit der damaligen nicht vergleichbar ist – sind es immer noch 67 Prozent! Auch hier gilt, das Marktumfeld hat sich sicher verändert und wir Radioveranstalter müssen uns anpassen, neue Wege finden und immer und möglichst überall für unsere Community verfügbar sein.
In welcher Position sehen Sie da konkret kronehit?
Uns gelingt das sehr gut. Wir bewegen uns seit vielen Jahren in einem Korridor zwischen 2,5 und 2,8 Millionen HörerInnen pro Woche bzw. erreichen werktags rund 1 Million Menschen mit unserem Programm. Damit zählen wir zu den größten tagesaktuellen Medien in Österreich und sind auch für die Werbewirtschaft extrem attraktiv, weil wir mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren die jungen/attraktiven Zielgruppen in hoher Anzahl erreichen.
Welche Rolle kann hier DAB+ spielen? Kronehit hat hier vier Sender gestartet. Wie ist deren Entwicklung?
Mit den DAB+ Sendern ist uns der Wechsel von einer Single-Brand- hin zu einer Mulit-Brand-Strategie gelungen. Das war sehr wichtig, um unser Unternehmen auf breitere Beine zu stellen und die Möglichkeit zu haben, neue Zielgruppen anzusprechen. Die Sender sind so positioniert, dass sie a) unseren Hauptkanal kronehit nicht kannibalisieren und b) Musikcluster abbilden, die am Hörermarkt stark nachgefragt sind. Wir haben im Vorfeld viel Research betrieben und sind mit dem Start mehr als zufrieden. Mit Radio Rot-Weiss-Rot und Super 80s haben wir innerhalb eines halben Jahres bereits zu den Reichweiten der etablierten DAB+ Sender aufgeschlossen – ein riesiger Erfolg. Jetzt geht es darum, unsere Start Ups weiterzuentwickeln. Wir investieren viel Zeit, Geld und Hirnschmalz und wollen unsere Sender groß machen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir im kommenden Radiotest 2025_2, der immer im Sommer veröffentlicht wird, hohe Reichweiten ausgewiesen bekommen werden.
Auch wenn es in neuen Autos verbaut wird, erscheint das doch eher als eine Übergangstechnologie.
Für uns ist es wichtig, mit der Marke an möglichst allen Touchpoints präsent zu sein. DAB+ ist eine wichtige Technologie, die wir sehr ernst nehmen und darüber professionell produzierte Produkte verbreiten. Mit den via DAB+ verbreiteten Produkten sind wir auch im Radiotest vertreten und können der Werbewirtschaft verlässliche Daten für die Planung liefern. Durch die gesetzliche Vorgabe müssen alle Radios in Neuwägen auch DAB+ empfangen können, insofern ist jeder verkaufte Neuwagen auch ein neues DAB+ Gerät im Markt und erhöht die Verbreitungsmöglichkeiten. Zusätzlich sind unsere Sender aber auch digital, über diverse Plattformen und Endgeräte jederzeit, überall und in perfekter Qualität verfügbar.
Die große Konkurrenz ist Streaming. Welche Rolle können da Radioplayer und das kronehit-Webangebot überhaupt spielen?
Wie gesagt, es geht darum, mit unseren Produkten möglichst überall verfügbar zu sein und den Menschen ein Angebot zu machen. Je besser das Angebot ist, desto mehr Nutzer wird es dafür geben. Einer der Orte, wo sehr viel Radio/Audio genutzt wird, ist das Auto. Hier müssen wir uns als Radiosender einer immer größer werdenden Konkurrenz stellen und unsere Marktführerschaft verteidigen. Der Radioplayer ist dafür eine gute Möglichkeit, er ist in 25 Ländern aktiv und umfasst 7.000 Sender. Mit dieser Größe und Stärke haben wir ein sehr gutes Mittel, direkt mit den Automobilherstellern zu verhandeln und sicherzustellen, dass die jeweils im Land zugelassenen Rundfunksender über den Radioplayer gebündelt, direkt am Dashboard integriert, ohne großen Aufwand auffindbar bleiben. Die Auffindbarkeit wird künftig ein sehr relevantes Thema werden. Hier muss es zusätzlich zu den eigenen Initiativen auch seitens der Politik konkrete Vorgaben und Richtlinien geben, die von den Herstellern bzw. Plattformbetreibern zu erfüllen sind, um damit sicherzustellen, dass österreichische Programme – TV und RADIO – in Österreich auch prominent auf den diversen Benutzeroberflächen präsent und abrufbar sind.
Wie steht’s ums Angebot an Podcasts?
Aktuell haben wir schon zwei Podcast „Millionäre“ – sprich Podcasts mit mehr als einer Million Downloads: „Krone Verbrechen“ mit unserem Chefredakteur Mischa Kronenfels und Martina Prewein (Kronen Zeitung) mit über 1,4 Millionen und unsere Ratgebersendung „Totalversext“ mit Sandra Spick mit 1,1 Millionen. In Summe wurden unsere Podcasts bereits 6,3 Millionen Mal angehört. Das Portfolio an Podcasts spannt sich von unserem wöchentlichen Börsenpodcast mit dem Kurier „Ziemlich gut veranlagt“ bis hin zu den aktuellen Musikcharts, und wird laufend optimiert.
Wie weit seid ihr schon beim KI-Einsatz?
Wir verwenden KI für das Formulieren von Meldungen, als kreativer Partner im Brainstorming und überall dort, wo wir damit effizienter werden können, etwa in der Planung neuer Musikkanäle. Wichtig dabei: Es hat immer ein Mensch die Endverantwortung, denn wir sind für die Qualität unserer Produkte verantwortlich, und nicht die KI.
(kurier.at, sic)
|
Original Quelle + Original Bild: