Kriminalstatistik: Zahl der männlichen Mordopfer steigt

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Die Zahl der Morde schwankt seit Jahrzehnten jährlich zwischen 39 und 99. Im Vorjahr gab es 76 derartige Bluttaten, damit ist die Zahl seit drei Jahren relativ konstant. Seit über einem Jahrzehnt gab es allerdings nicht mehr so viele männliche Opfer, nämlich 36. 

Das entspricht sogar einer Verdoppelung gegenüber 2021 beziehungsweise plus zwanzig Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Über die genauen Ursachen für diese Entwicklung kann vorerst allerdings nur spekuliert werden. Es wird sich auch erst zeigen, ob dies tatsächlich ein langfristiger Trend bleibt. In gut entwickelten Industriestaaten (wie etwa auch Schweiz oder Südkorea) ist es üblich, dass es in Summe weniger männliche Opfer gibt. Grud dafür sind fehlende Bandenkriege, etwa in Slums. 

Zahl der Femizide ist unklar 

Bei den Frauenmorden wiederum gibt es mit (laut aktueller Kriminalstatistik) 40 Opfern eine konstante Entwicklung. Wie viele davon Femizide – also Tötungen aufgrund des Geschlechts – sind, darüber gibt es seit Längerem heftige Diskussionen. Die Frauenhäuser sprechen von 27 Fällen im Vorjahr. 

Das wiederum sorgte zuletzt für Kritik in der Fachzeitschrift der Kriminalpolizei. Laut kripo.at werden etwa Tötungen auf Verlangen oder Kindsmorde mitgezählt, sogar zwei Morde unter Ausländern im Ausland und eine sieben Jahre alte Tat wurden mitgerechnet.

„Falsche Zahlen werden falsch gedeutet“, lautete das Fazit. Zu einem ähnlichen Schluss kam auch eine Expertise des Bundeskriminalamts. Dabei stellte sich nach Auswertung der Gerichtsakten und Verurteilungen heraus, dass bei über drei Jahre in Medien als Femizide dargestellte Taten sehr viele tatsächlich gar keine waren. Das bedeutet, dass nach Gerichtsverfahren oft nur ein Drittel am Ende tatsächlich als Femizide gewertet werden können. 

Die neue Kriminalstatistik gibt darüber nur beschränkt Auskunft. Zwar wurden 28 Frauen (und 18 Männer) im Privatbereich getötet, allerdings werden dabei Kinder oder schwerkranke Personen mitgerechnet. Die Polizei weist darauf hin, dass Anzeigen nicht automatisch Verurteilungen bedeuten. Die Zahl der Femizide könnte sich damit tatsächlich sogar im einstelligen Bereich bewegen.

Fest steht jedenfalls, dass tätliche Übergriffe im Privatbereich zugenommen haben, seit 2018 beinahe um ein Fünftel. Allerdings ist eine seriöse Aussage auch hier extrem schwierig, denn es bedeutet nur, dass die Anzeigen steigen. Ob die Taten zunehmen oder die Bereitschaft zur Polizei zu gehen, darüber sagt die Bilanz nichts.

Deshalb weisen Kriminalsoziologen oft daraufhin, dass die Kriminalstatistik mehr eine Arbeitsbilanz der Polizei darstellt. Selbst bei einem auf den ersten Blick einfachen Delikt wie Mord gibt es viele Interpretationsmöglichkeiten. So ist die Zahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte im langjährigen Schnitt rückläufig, allerdings auch die gerichtsmedizinischen Obduktionen. Ein möglicher Zusammenhang wird dabei vermutet. 

Auffällig ist jedenfalls, dass bei Gewalttaten immer weniger Schusswaffen eingesetzt werden – diese Zahl hat sich innerhalb weniger Jahre halbiert. Ausgeglichen wurde das durch eine leichte Zunahme bei Stichwaffen. Insgesamt ist die registrierte Gewaltkriminalität allerdings seit einem Jahrzehnt relativ konstant. Zuvor hat es seit den 70er-Jahren einen kontinuierlichen Rückgang gegeben. 

Original Quelle + Original Bild:

Kurier

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