Klimawandel: Langlaufdorf Faistenau sucht nach Lösungen

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Ein Wintertourismus ohne Schnee – vor einigen Jahren war das in Faistenau noch undenkbar. Doch in der vergangenen Wintersaison fiel auch im einstigen Schneeloch kaum Niederschlag. Im selbsternannten Langlaufdorf waren die Loipen deshalb nur an wenigen Tagen offen. Deshalb arbeiten Touristiker, Grundbesitzer und interessierte Bürgerinnen und Bürger jetzt gemeinsam an Lösungen.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Faistenau als eine der schneesichersten Regionen in ganz Österreich galt. Der Langlaufsport bescherte der Region über viele Jahre verlässlich Tagesgäste.

Verkauf der Loipen-Saisonkarten um zwei Drittel gesunken

Doch in den vergangenen fünf Jahren kehrte der Frühling immer früher in der Region ein. Die Zahl der verkauften Langlauf-Saisonkarten ging in nur fünf Jahren von rund 1.500 auf zuletzt nur noch 430 zurück. Das machte sich auch bei den Nächtigungen bemerkbar, diese hatten sich in fünfzehn Jahren mehr als halbiert.

Bürgerprozess für Wintersaison übers Handy

Die Gemeinde will jetzt gemeinsam handeln, um der Klimaerwärmung etwas entgegenzusetzen. Im Feuerwehrhaus suchten Dienstagabend deshalb 60 Menschen aus der Region nach neuen Ansätzen für den Wintertourismus. Dies soll interaktiv geschehen – über das Handy können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwa über die wichtigsten Zielgruppen im Wintertourismus abstimmen.

„Ohne Kunstschnee wird es langfristig wohl nicht gehen“

Danach erarbeiten sie in sechs Gruppen gemeinsam Lösungen. Es geht etwa um die Finanzierung, aber auch um umstrittene Themen wie die künstliche Beschneiung von Langlaufloipen. „Man muss sich einfach Gedanken machen, wie die Zukunft im Winter bei uns aussehen soll. Und ich glaube, dass es über kurz oder lang ohne technische Beschneiung nicht funktionieren wird“, sagte etwa Erasmus Brandstätter, Baumeister aus Faistenau.


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In den vergangenen Jahren zog der Frühling immer früher ins Land

„Ich kann mich noch gut an meine Schulzeit vor rund 30 Jahren erinnern. Da hatten wir bei uns meterhohe Schneewände. Zuletzt hatten wir Anfang 2019 noch einmal so einen Ausreißer, wo wir wirklich bis zum ersten Stock eingeschneit waren. Zwar kann so etwas natürlich wieder passieren, aber insgesamt spürt man den Klimawandel bei uns schon sehr deutlich“, sagte auch Elisabeth Matieschek, Bäuerin in Hintersee (Flachgau).

Sechs Arbeitsgruppen sollen Ideen entwickeln

Die sechs Arbeitsgruppen zu Themen wie eben Beschneiung oder Alternativen zum Langlaufsport sind aber erst der Beginn. Über mehrere Monate sollen sie Ergebnisse ausarbeiten. Auch Experten aus der ganzen Region sollen zu Wort kommen, betonte der Bürgermeister von Faistenau, Gerald Klaushofer (ÖVP): „Es gibt viele unterschiedliche Interessen. Da ist der Sportler, ebenso aber auch der Grundeigentümer. Und alle sollen das finden, wo ihre Interessen getroffen werden. Deshalb haben wir auch diesen breit angelegten Prozess.“

„Die Klimaveränderung betrifft ja praktisch alle Gemeinden. Daher würde ich es sehr begrüßen, dass es solche Prozesse mit Bürgerbeteiligung auch in anderen Gemeinden gibt. Denn es braucht Strategien für die Zukunft“, ergänzte Prozessbegleiterin Renate Ecker. Die ersten Ergebnisse aus der Befragung sollen in Faistenau schon in der nächsten Wintersaison angewendet werden.

Erwärmung: Faistenau sucht nach Lösungen

In Faistenau (Flachgau) arbeitet man angesichts des Klimawandels an Alternativen für den Wintertourismus. Die Erwärmung sorgt nämlich dafür, dass in der als stadtnahes Langlauf-Paradies bekannten Gemeinde das Loipennetz immer schwerer zu erhalten ist. In einem Bürgerbeteiligungsprozess sucht man daher nach Zukunftslösungen.

Original Quelle:

orf.at

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