In Wien gibt es viele Wörter für Kaffee

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Wortschatz. Die Eskimos haben 100 Wörter für Schnee. Das ist erstens ein moderner Mythos, zweitens gibt es gar keine Eskimosprache, und drittens sagt man Inuit. Egal, der Satz klingt so plausibel, dass er sich längst durchgesetzt hat. 

Die Wiener haben 100 Wörter für Kaffee. Auch das ist ein Mythos, obwohl in Wiener Kaffeehäusern tatsächlich unzählige Kaffeevariationen angeboten werden: der Einspänner oder der Franziskaner, der Fiaker oder der Überstürzte Neumann. Gibt es theoretisch alles, wird in der Praxis aber nur von Touristen bestellt, die im Reiseführer gelesen haben, dass man das in Wien trinkt.

Im Grunde gibt es zwei Varianten von Kaffee: mit oder ohne Milch. Der eine ist der große oder kleine Braune, der andere der große oder kleine Schwarze. Wobei man zum Schwarzen auch Espresso oder Mokka sagen kann, was genau dasselbe bedeutet. In Wien hat man viele Wörter für Kaffee, nur „Kaffee“ sagt niemand dazu.

Ein Sonderfall ist die Melange, manchmal auch Wiener Melange genannt (was ungefähr so überflüssig ist wie Wiener Stephansdom oder Wiener Kaffeehaus – was denn sonst?). Sie ist das Wiener Pendant zum Cappuccino, also ein Espresso mit geschäumter Milch. Obwohl es eigentlich keinen Unterschied zwischen Melange und Cappuccino gibt, steht in vielen Kaffeehäusern beides auf der Karte. Aber Achtung: Außerhalb Wiens kann es vorkommen, dass der Cappuccino mit Schlagobers zubereitet wird. In den Aïda-Filialen wiederum ist es üblich, die Melange mit Schlag zu servieren.

Eine weitere Sonderform ist der sogenannte Verlängerte, international als Americano bekannt. Dabei wird der einfache Espresso dadurch verdünnt, dass er mit heißem Wasser aufgegossen wird. Kaffeepuristen stellt es dabei die Haare auf, ihrer Meinung nach kommt dabei nämlich ein sogenanntes Gschloda heraus. Letzteres steht in keinem Wiener Kaffeehaus auf der Karte, auch wenn es in manchen auf den Tisch kommt.

Original Quelle + Original Bild:

Kurier

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