Das Interesse vieler Menschen, das Erbe oder Teile davon an gemeinnützige Organisationen zu geben, ist gewachsen. Auch im Burgenland hat die Bereitschaft über den Tod hinaus Gutes zu tun, innerhalb von drei Jahren um 40 Prozent zugenommen: 18% der Bevölkerung über 40 Jahre sind offen dafür, die gesamte Erbschaft einmal gemeinnützigen Einrichtungen zu vererben, 24% würden Teile an Vereine vermachen.
NEUSIEDL AM SEE. Dennoch herrscht laut einer am Dienstag im Weinwerk Burgenland vom Leiter der Initiative „Vergissmeinnicht“, Markus Aichelburg vorgestellten Studie großer Informationsbedarf in Sachen Vererben und Testament. Nur jeder vierte Burgenländer weiß, dass für fremdhändig verfasste Testamente besondere Formvorschriften gelten, oder dass es die Möglichkeit zu einem gesetzlichen Pflegevermächtnis gibt.
Eine Frage des Alters
„In unserer täglichen Arbeit im Notariat beobachten wir, dass die Bereitschaft sich mit dem eigenen Ableben und der Nachlassregelung auseinanderzusetzen nicht zu den Stärken der Bevölkerung zählt“, so Notarin Mag. Sabine Preschitz. Und auch das sollte man überdenken: Für 54% der Burgenländer ist das Erreichen eines bestimmten Alters (Pensionsantritt) Anlass, ein Testament zu machen, für 38% ein Krankheitsfall und für 29% der Tod eines Nahestehenden. „Vor allem nach Allerheiligen und Allerseelen merken wir vermehrte Anfragen nach Testamentserrichtungen“, so die Notarin.
22 Millionen an Vater Staat
Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung gibt es auch im Burgenland immer mehr Kinderlose oder Einpersonen-Haushalte, für die sich die Frage stellt, was mit ihrem Vermögen nach dem Ableben geschehen soll. Laut einer Prognose werden sich die vererbbaren Vermögenswerte – vor allem wegen der Baby-Boomer-Generation – bis 2050 von derzeit 21,5 Mrd. Euro jährlich auf fast 41 Mrd. Euro verdoppeln. Wer selbst über die Aufteilung seines Vermögens entscheiden möchte, sollte ein Testament errichten. Wenn kein natürlicher Erbe und kein Testament existieren, fällt das Vermögen letztendlich an Vater Staat. Im Zeitraum von 2017 bis 2019 waren das immerhin 22 Millionen Euro.
Testamentspenden unverzichtbare Mittel
Laut Vergissmeinnicht-Studie sind 18% der Burgenländer bereit, die gesamte Erbschaft gemeinnützigen Einrichtungen zu hinterlassen. Bei der Bereitschaft zur Ersatzerbschaft sind es sogar 28% der Menschen. Das Herz der Testamentspender schlägt österreichweit vor allem für den Tierschutz, im Burgenland sind es testamentarische Spenden für den Bereich Gesundheit, Pflege und Soziales. Der Geschäftsführer von Birdlife Österreich, Dr. Gabor Wichmann, betonte in seinem Statement: „Ohne Spenden wäre unsere Arbeit für den Schutz der Vogelwelt nicht möglich. Testamentspenden geben uns die Chance, unabhängig zu wirken und langfristig zu helfen“.
Der dominierende Beweggrund für eine Testamentspende für die Burgenländer ist der Wunsch, auch nach dem Ableben etwas Gutes zu tun (36%), 21% möchten nicht, dass ihr Vermögen nach dem Ableben an den Staat fällt und 14% wollen durch eine Testamentspende in Erinnerung bleiben.
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