Von Gabriele Flossmann
Beim Stichwort „Bambi“ kreist das kollektive Gedächtnis in erster Linie um die handgezeichnete Disney-Verfilmung aus dem Jahr 1942, die Saltens Buch als Animationsfilm voller Süße, Tragik und Pathos über die Kino-Leinwände der Kriegs- und Nachkriegsjahre flimmerte. Bevor man sich diesen Film anschaut, sollte man mit einem Klischee gleich aufräumen: Bambi geht nicht großäugig zum Weinen hinter den Baum. Denn Bambi ist nicht süß und auch nicht herzig. Jedenfalls nicht nur. Und auch nicht bei Felix Salten. Schließlich hat er die „Lebensgeschichte aus dem Walde“, so der Untertitel des Romans, selbst erfunden.
Der neue Bambi-Film, der Saltens Untertitel übernommen hat, bietet auch keinen Klopfer und keine Blume. Außer Bambi und Faline tragen die Tiere – wie Fasane, Eichhörnchen, Wildschweine und Waschbären – keine Namen. Und sie reden auch nicht. Der beste Freund des Rehkitzes ist in diesem Film eine Krähe. Wahrscheinlich deshalb, weil sie sich zu diversen Kunststückchen bewegen ließ, die offenbar die Vierbeiner verweigerten. Wie etwa auf Bambis Rücken zu balancieren. Gedreht wurde in einem französischen Zoo, der Tiere beherbergt, die immer wieder für Dreharbeiten zur Verfügung gestellt werden, weil sie durch ein subtiles Training an den Kontakt mit Menschen gewöhnt werden.
Nach dem gleichnamigen Buch von Felix Salten erzählt nun der Realfilm die Geschichte eines Rehkitzes, das tagsüber gemeinsam mit anderen Tieren des Waldes das große Abenteuer sucht und abends gerne mit der Rehkuh kuschelt. Doch dann kommt der Herbst und mit ihm die Jäger … der Rest der Geschichte ist bekannt. Wer sich nach diesem Film nach Disneys „Bambi“ sehnt, muss sich noch ein Jahr gedulden. Denn 2026 soll ein fotorealistisch computeranimiertes Remake des Zeichentrick-Klassikers aus dem Jahr 1942 ins Kino kommen. Wer gerne ein Naturschauspiel sieht, kann sich diesen Film anschauen – oder selbst in den Wald gehen…
INFO: F 2024. 78 Min. Von Michel Fessler.
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