Facharzt-Zugang: Experten für gezielte Lenkung

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In der Steiermark, in Oberösterreich und Salzburg soll das neue Steuerungsmodell der Österreichischen Gesundheitskasse vielleicht schon ab dem heurigen Jahr getestet werden, eher aber ab 2026, heißt es von der ÖGK. Nur die Hausärzte, die Kinderärzte und Gynäkologen sollen ohne Überweisung konsultiert werden können. Sie sollen dann entscheiden, an welchen Facharzt oder welche Ambulanz die Patienten weiter überwiesen werden.

Wlattnig hat Bedenken wegen Kapazitäten

Die Patientenströme zu lenken sei prinzipiell eine gute Idee, sagt die steirische Patientenanwältin Michaela Wlattnig, doch sie äußert auch Bedenken: „Habe ich genug Kapazitäten im Bereich der Allgemeinmedizin und im kassenärztlichen Bereich, dass diese Überweisungstätigkeit auch geleistet werden kann? Denn auch hier stelle ich fest, dass es starke Limitationen in den Ressourcen der Allgemeinmediziner gibt.“


ORF

Hausärzte-Kampagne der steirischen Ärztekammer

Differenzierung bei chronisch Kranken nötig

Wlattnig hofft auf eine Differenzierung, etwa bei chronisch kranken Menschen: „Es ist für Patientinnen und Patienten ein Mehraufwand zum Allgemeinmediziner zu gehen, wenn sie immer wieder ihre Untersuchungen machen müssen. Brauchen zum Beispiel Menschen mit einer Krebserkrankung jeweils eine Überweisung, oder ist das nicht mehr Verwaltungsaufwand, als es tatsächlich bringt?“

Eine ÖGK-Auswertung von Arztbesuchen von knapp 50.000 Patientinnen und Patienten ergab, dass fast 60 Prozent zuerst in die Primärversorgung, also zu Haus-, Frauen- und Kinderarzt gegangen sind. Nur ein Drittel davon musste in die Sekundärversorgung, also Fachärztin bzw. Facharzt und Spitalsambulanz, überwiesen werden, während 40 Prozent der insgesamt erfassten Personen gleich direkt dorthin gingen.

Sprenger: Klare Regeln sind wichtig

Der Public Health Experte Martin Sprenger warnt vor einer übermäßigen Nutzung der Krankenhäuser. Um die Qualität des Gesundheitssystems zu erhalten, sei ein bewussterer Umgang nötig, so Sprenger: „Wir haben sehr viele Krankenhausbetten und sehr viele Krankenhäuser. Wir sind da fast Europas Spitze. Deswegen ist es sehr wichtig, dass jeder für sich selbst, aber auch das System Regeln vorgibt, wie die Inanspruchnahme funktionieren soll.“

Nur im Akutfall ins Krankenhaus

In anderen Ländern seien die Regeln klarer und strikter, dort dürfe man nur im Akutfall in ein Krankenhaus. „Da ist die erste Ansprechperson die Hausärztin, oder der Hausarzt. Wenn wir uns weiterhin den Standard und dieses gute Gesundheitssystem leisten wollen, dann müssen wir achtsamer damit umgehen, als wir es bisher getan haben. Ein ausführliches Interview mit Martin Sprenger zum Thema „Wege durch das Gesundheitssystem“ können Sie in unserem Podcast „Gesund informiert“ hören (sound.ORF.at).

Original Quelle:

orf.at

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