Österreichs Handball-Nationalteam bestreitet aktuell die letzten EM-Qualifikationsspiele. Was die Frage aufwirft, ob der Harder Ivan Horvat auch dann über zwei Jahre für sein Foul am Bregenzer Markus Mahr gesperrt worden wäre, wenn er österreichischer Nationalspieler wäre? Wahrscheinlich nicht. Es ist zumindest schwer vorstellbar, dass beim ÖHB auch alle Hemmungen gefallen wären, wenn man Horvat für die eigenen Ziele mit dem Nationalteam gebraucht hätte.
Was man sich beim ÖHB bei dieser Langzeitsperre gedacht hat, bleibt auch einen Tag nach der Verkündung völlig unerklärlich. Horvats Sperre bis 30.6.2027 bedeutet nämlich, dass er über 70 Spiele verpasst. Über 70 Spiele! Das muss man sich mal vorstellen. Darüber hinaus hat der ÖHB noch gar nicht Stellung dazu bezogen, ob er eine internationale Sperre veranlassen wird.
Die NEUE erreichte gestern in zigfacher Ausführung ein Video von einem aktuellen Spiel in der deutschen Handballbundesliga, bei dem just ein österreichischer Spieler einem Gegner mit voller Wucht ins Gesicht schlug – ohne, dass das Vergehen im Spielbericht landete. Das heißt, der Spieler wird nicht gesperrt. Es floss kein Blut, das nicht, aber die Schlagbewegung wirkte deutlich heftiger als die von Horvat. In der Handballbranche geht jetzt die Angst um, dass mit dem Horvat-Urteil ein neuer Standard gesetzt wurde. Eigentlich kann das nicht im Sinne der Europäischen Handballförderation sein.
Erstaunlich ist, dass man sich bei Bregenz Handball zu keinem Statement zur Sperre von Horvat durchringen kann. Davor hatte man auf allen zur Verfügung stehenden Kommunikationskanälen eine harte Strafe für Horvat gefordert. Man kramte gar eine fünf Jahre alte Szene hervor, um Horvat als Wiederholungstäter darzustellen und beschrieb dabei einiges anders, als man es einst unmittelbar nach dem Spiel in der eigenen Presseaussendung darstellte. So, wie der ÖHB sein Urteil begründete, dürfte auch die Bregenzer Foul-Einschätzung an den Verband sehr unversöhnlich ausgefallen sein.
Die Bregenzer haben alle Brücken zu Hard abgerissen, dessen müssen sie sich beim einstigen Serienmeister bewusst sein. Das soll keine Opfer-Täter-Umkehr sein, Horvat hat gefoult, Mahr war der Verletzte. Aber die Bregenzer haben in den vergangenen Tagen ein bisschen gar viel aus der Szene gemacht – und so ganz kann man sich nicht mehr sicher sein, ob es dabei wirklich nur um Horvat geht oder ob da alte Rechnungen beglichen werden.
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