
Am Tag vor dem ÖFB-Cup-Finale hatte Dietmar Kühbauer einen Traum.
„Der Angelo (Gattermayer, Anm.) und der Ervin (Omic, Anm.) sind vorgekommen – jetzt kann ich es ja sagen. Ich bin auch vorgekommen, aber dann bin ich aufgewacht und, wie man früher gesagt hat, das Bett war nass“, flunkert der WAC-Coach in Anspielung an das Goldtor der Lavanttaler im schlussendlich siegreich gestalteten Endspiel gegen Hartberg (Spielbericht>>>).
Gattermayer hat es tatsächlich gewusst
(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
Auch wenn am prophetischen Traum Kühbauers wenig dran ist, eine gewisse Kraft der Vorahnung dürften die WAC-Akteure tatsächlich mit nach Klagenfurt gebracht haben.
„Bevor wir reingekommen sind, hat der Angelo zu mir gesagt: ‚Wir entscheiden das Spiel.‘ Gesagt, getan: Assist von mir und dann ein super Kopfball von Angelo“, nimmt Ervin Omic auf die Situation nur 88 Sekunden nach dem Doppelwechsel Bezug:
Omic zog nach einer guten Kombination über rechts auf und flankte punktgenau zur Mitte, wo Gattermayer perfekt hochstieg und unhaltbar ins lange Eck einköpfte.
Gattermayer: „Habe die ein oder andere Träne verloren“
Es war bereits das dritte von sechs Saisontoren, welches der schnelle Offensivspieler, der sich eigentlich mit dem Ball am Fuß deutlich wohler fühlt, welches er per Kopf erzielte. Und es war mit Sicherheit das emotionalste seiner bisherigen Karriere.
„Ich habe auf dem Platz die ein oder andere Träne verloren, weil jeder, der meine Karriere verfolgt hat, weiß, dass letztes Jahr sehr hart war“, so der bei der Admira ausgebildete 22-Jährige.
Nach einigen Zweitliga-Talentproben in der Südstadt wechselte Gattermayer im Sommer 2023 etwas überraschend in die 3. Liga zu Waldhof Mannheim – ein großer Fehler, wie sich später herausstellte. Nur ein Kurzeinsatz zum Saisonauftakt war ihm vergönnt, dann bekam er keine Chance mehr, „was nicht nur für mich, sondern auch für viele Teamkollegen unverständlich war“, sagte Gattermayer einmal zur „Krone„.
Nur Kühbauer hat an ihn geglaubt
Alarmiert vom Beispiel Marlon Mustapha kehrte er nach nur einem halben Jahr in Deutschland wieder nach Österreich zurück, um seinen Präsenzdienst nachzuholen. Aus diesem Grund unterschrieb er für ein halbes Jahr einen Leihvertrag beim SKU Amstetten. Am Ende dieser Leihe herrschte große Ungewissheit vor.
„Im Sommer hat kein Verein an mich geglaubt, nur der WAC hat es getan, mich unterstützt und mir einfach ein gutes Gefühl gegeben“, blickt Gattermayer auf den Vorsommer zurück. Speziell Kühbauer habe ihn wieder aufgebaut: „Ich habe ihm noch auf dem Platz gesagt, dass ich ihm extrem dankbar bin, weil er einer der Wenigen, wenn nicht sogar der Einzige war, der an mich geglaubt hat.“
Die Beziehung zu seinem Trainer sei hart, dieser verlange viel von ihm, „aber das ist genau das, was ich brauche. Ich bin ihm extrem dankbar, dass er mir im Sommer die Chance beim WAC gegeben hat“, so Gattermayer.
Kühbauer sieht sich selbst in Gattermayer
Wenn man mit Kühbauer im Gegenzug über Gattermayer spricht, merkt man, dass der Burgenländer eine Schwäche für den teils als Problemspieler verschrienen Jungspund hat.
„Er ist immer vorverurteilt worden. Er hat sicher seinen Teil dazu beigetragen, aber ich kenne das von meiner Fußballerkarriere, dass immer nur das Negative in einem Menschen gesehen wird“, zieht Kühbauer einen Vergleich zu sich selbst.
„Ich war selbst ein schwieriger Spieler und hatte selbst einen Top-Trainer, den Sigi Held (bei der Admira, Anm.), der mich so genommen hat, wie ich war. Ich habe mir geschworen, dass ich einem schwierigen Spieler als Trainer immer eine Chance geben werde.“
Diese Chance habe Gattermayer dazu genutzt, „es jedem Kritiker zurückzugeben – er hatte kein gutes Standing in den Medien. Den Titel kann dem Angelo keiner mehr nehmen“, ist Kühbauer sichtlich stolz.
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