China-Zölle: Amazon legt sich mit Donald Trump an

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Eigentlich hätte die Bühne des Pressefoyers im Weißen Haus am Dienstagvormittag US-Finanzminister Scott Bessent gehören sollen. Doch kurz zuvor hatte das Washingtoner Online-Investigativmedium Punchbowl News über Pläne beim Online-Handelsriesen Amazon berichtet. Die Plattform wolle schon bald bei vielen Produkten neben dem Preis die Höhe der fälligen US-Importzölle auf Waren aus China ausweisen, heißt es.

Als einer der anwesenden Journalisten Bessent dazu befragte, grätschte Donald Trumps Sprecherin Karoline Leavitt dazwischen. Sie habe „gerade mit dem Präsidenten darüber gesprochen“, so Leavitt, die den Riesenkonzern daraufhin scharf attackierte: „Das ist ein feindseliger und politischer Akt von Amazon.“

Geschäftsmodell hart getroffen

Die Idee ist nicht ganz neu: Der chinesische Online-Händler Temu, in den USA aufgrund seiner billigen Produkte enorm beliebt, hat schon vor zwei Wochen damit begonnen, die Zollhöhe auf seiner US-Webseite auszuweisen, um Kunden aufzuzeigen, wie viele Waren betroffen sind.

Auch Amazons Geschäftsmodell ist vom US-chinesischen Handelskrieg massiv betroffen: Mehr als 60 Prozent aller Produkte auf der Plattform werden von privaten Händlern verkauft, Amazon übernimmt lediglich den Versand, kassiert dafür aber einen Anteil am Umsatz. Fast die Hälfte dieser Drittanbieter sitzt in China. Alleine in der südchinesischen Metropole Shenzhen sind rund 100.000 Amazon-Händler gemeldet, gemeinsam machten sie auf der Plattform im Vorjahr rund 32 Milliarden Euro Umsatz – in etwa so viel wie Österreichs größtes Unternehmen OMV.

Die Waren der chinesischen Händler sind natürlich unmittelbar von den Zöllen betroffen, aber sie sind nicht die einzigen: Rund 70 Prozent aller auf Amazon verkauften Waren werden in China hergestellt, darunter sogar ein Viertel der hauseigenen Amazon-Produkte wie E-Reader der Marke Kindle.

Amazon rudert zurück

Wollte Amazon also ein Zeichen gegen die politische Maßnahme der US-Regierung setzen? Stunden nach dem Leavitt-Eklat veröffentlichte der Konzern eine äußerst gedämpfte Stellungnahme: Es habe lediglich Überlegungen gegeben, den Anteil der Importzölle am Produktpreis auf der Billigplattform „Amazon Haul“ auszuweisen. Sie ist im November in den USA als Konkurrenz zu den billigeren chinesischen Plattformen Temu und Shein gestartet und bietet ähnliche Produkte an. Der Vorschlag, die Zölle auf „Amazon Haul“ auszuweisen, sei von der Konzernführung jedoch nicht genehmigt worden.

Ist das Thema damit vom Tisch? Der US-Präsident wollte jedenfalls nichts von einer Krise wissen: Er habe „ein gutes Telefongespräch“ mit Bezos geführt, „und er hat das Problem schnell gelöst“, erklärte Trump am Mittwoch vor Journalisten.

Original Quelle + Original Bild:

Kurier

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