Der Handel ist eine tragende Säule der Kärntner Wirtschaft. Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Kärnten, über die Vorteile des regionalen Handels, aktuelle Herausforderungen und dringende politische Maßnahmen.
„Der Handel spielt eine zentrale Rolle für die Gesamtwirtschaft Kärntens. Rund 22 Prozent aller Kärntner Unternehmen sind dem Handel zuzuordnen – sie erwirtschaften ein Viertel der gesamten Umsätze und beschäftigen über 40.000 Menschen“, erklärt Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Kärnten. „Zudem zählt der Handel zu den größten Lehrlingsausbildern unseres Bundeslandes.“
Vorteile
Ein besonderer Vorteil des regionalen Handels liegt in der Nähe zu den Kunden: „Wer regional kauft, kann Produkte direkt sehen, anfassen und ausprobieren. Das persönliche Gespräch mit geschultem Verkaufspersonal bietet zudem wertvolle Beratung. Man hat die Gewissheit, dass das Produkt sofort verfügbar ist und keine langen Wartezeiten durch den Versand entstehen. Und was viele vergessen: Jeder Einkauf im regionalen Handel hält die Wertschöpfung im Land und sichert heimische Arbeitsplätze. Jeder lokale Einkauf ist eine Investition von jedem einzelnen in eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft Kärntens“, sagt Haberl.
Herausforderungen
Trotz dieser Vorteile sieht der Handelsexperte auch große Herausforderungen. „Die wirtschaftliche Unsicherheit und die hohe Sparquote führen zu Konsumzurückhaltung. Das schlägt sich spürbar auf die Umsätze im regionalen Handel nieder“, so Haberl. Obwohl die Einkommen in den letzten drei Jahren deutlich gestiegen seien, profitiere der Handel kaum davon: „Das Geld wäre da, geht derzeit aber in eine extrem hohe Sparquote und das bremst den wirtschaftlichen Kreislauf.“ Ein weiteres Problem: Käufe bei ausländischen Online-Shops. Diese verdrängen zunehmend den heimischen Handel. „Für alle, die gerne online einkaufen, gibt es viele Kärntner Händler mit eigenen Online-Shops. Damit lassen sich modernes Shopping und regionale Wertschöpfung bestens verbinden“, sagt Haberl. Das Bewusstsein dafür sei jedoch noch ausbaufähig: „Viele vergessen, dass nur Einkäufe bei heimischen Unternehmen zur Finanzierung unserer Infrastruktur und zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitragen.“
Forderungen an Politik und Gesetzgeber
Mit Blick in die Zukunft sieht Raimund Haberl klaren Handlungsbedarf – insbesondere auf europäischer Ebene: „Die geplante EU-Zollreform sieht vor, die 150-Euro-Zollfreigrenze erst 2028 abzuschaffen. Das ist zu spät. Wir können nicht weiter zusehen, wie Billigprodukte aus Fernost den Markt überschwemmen – oft genau unterhalb dieser Freigrenze“, kritisiert er. „Pakete müssen ab dem ersten Cent zollpflichtig sein. Gleichzeitig brauchen wir strengere Kontrollen und eine bessere Zusammenarbeit mit den EU-Zollbehörden.“ Auch bei den allgemeinen Rahmenbedingungen brauche es Fairness: „Unsere heimischen Betriebe halten sich an Umwelt-, Ethik- und Sicherheitsstandards. Das muss auch für ausländische Anbieter gelten.“ Letztlich komme es aber auch auf das Konsumverhalten jedes Einzelnen an: „Mit bewussten Kaufentscheidungen können wir gemeinsam viel bewegen – für unsere Wirtschaft, unsere Arbeitsplätze und unsere Zukunft.“
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