Es gibt Zusammenhänge zwischen Wahlergebnissen und der Wahlbeteiligung, zeigt die Analyse des ORF. Die SPÖ hat etwa in Wahlsprengeln mit geringer Wahlbeteiligung bessere Wahlergebnisse. Das schwächste Ergebnis gab es in einem Sprengel mit einer Wahlbeteiligung von 70,8 Prozent, eines der stärksten in einem Sprengel mit 33,5 Prozent Wahlbeteiligung.
Diese Entwicklung zeigt sich, wenn auch weniger deutlich, ebenso bei der FPÖ. Anders ist es bei ÖVP, Grünen und NEOS. NEOS erreichte etwa nur 4,6 Prozent in einem Sprengel mit einer Wahlbeteiligung von 28,8 Prozent. Das stärkste Ergebnis (24,9 Prozent) holte NEOS in einem Sprengel mit 74,9 Prozent Wahlbeteiligung.
Historisches Tief nicht erreicht
Insgesamt machten laut dem vorläufigen Endergebnis 62,7 Prozent der Wahlberechtigten am Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Das ist nochmal weniger als bei der Wien-Wahl vor fünf Jahren, als bereits weniger als zwei Drittel (65,3 Prozent) der Stimmberechtigten zu den Urnen gegangen. Ibiza- und Spesenskandal der FPÖ sowie Pandemie ließen die Wahlbeteiligung damals um mehr als neun Prozentpunkte einbrechen.
Das historische Tief wurde damit aber nicht erreicht. Dafür hätte die Beteiligung unter die 60,81 Prozent sinken müssen, auf die sie 2005 zurückgefallen war. 2010 und 2015 gab es eine – durchaus bemerkenswerte – Zunahme von jeweils rund sieben Prozentpunkten. Mit 74,75 Prozent war das Interesse 2015 so hoch wie zuletzt 1983. Grund für die Mobilisierung der Wähler war die starke Polarisierung angesichts von Flüchtlingskrise und des prophezeiten bzw. inszenierten „Duells um Wien“ zwischen FPÖ und SPÖ.
Fehlendes „Duell“ führte zu niedrigerer Wahlbeteiligung
Dieses Mal habe es dieses „Duell“ nicht gegeben, sagte Politikwissenschafter Peter Filzmaier in „Wien heute“. „Weder SPÖ noch FPÖ konnten glaubhaft vermitteln, dass es auf jede Stimme ankommt. Bei der FPÖ war klar, dass sie keine Chance auf eine Regierungsbeteiligung haben. Bei der SPÖ stand der erste Platz außer Streit und das eine Mandat mehr oder weniger motiviert den einzelnen Wähler nicht so sehr.“
Geschadet habe die sinkende Wahlbeteiligung vor allem SPÖ, FPÖ und ÖVP, sagte Filzmaier. „Genutzt hat es den NEOS, denn die haben eine Wählerschaft, die auf jeden Fall hingeht.“ Mit Abstrichen sei das auch bei den Grünen der Fall gewesen.
Kein bundesweiter Trend
Wien liegt damit nicht im bundesweiten Trend. Bei allen Landtagswahlen seit 2022 hat der Anteil der Stimmabgaben zugenommen. Aktueller Rekordhalter unter den Bundesländern ist mit 78,73 Prozent das Burgenland, Schlusslicht ist Tirol, obwohl sich auch dort die Wahlbeteiligung 2022 von 60,00 Prozent auf immerhin 65,02 Prozent erholte. Wien liegt nun mit 62,7 Prozent darunter.
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